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Do it yourself: Bierbrauen im Big Apple, 17.02.2008

Nun zu einem Thema das mir sehr am Herzen liegt: die Bierqualität ist in den USA wirklich furchtbar. Da gibt es einerseits die Bierersatzgetränke wie Budweiser oder Coors Light - also wirklich über ein Bier mit dem Zusatz "Light" im Namen brauchen wir wohl gar nicht erst zu diskutieren - oder gepanschte "Ales" die teilweise wirklich abenteuerliche Zusätze enthalten. In der Heimat dürfte sowas gar nicht als Bier verkauft werden. Wer schonmal ein "Brooklyn Lager" runterwürgen musste, weiss warum. Deutsche und tschechische Biere kann man zwar auch bekommen, aber die sind oft sündhaft teuer.

Nachdem ich lange genug gelitten und gemeckert habe ob der minderen Qualität des hiesigen Gerstensafts hat Kathryn ein Einsehen gehabt und mir eine kleine Bierbrauerei zu Weihnachten geschenkt. Dieses Wochenende habe ich die Produktion in unserem kleinen NY City Appartment begonnen. Das mitgelieferte Handbuch erklärt Deutschland zum Heimatland des reinen Biers und erwähnt sogar "the German Reinheitsgebot"; das schafft Vertrauen. Alle Zutaten werden mitgeliefert, somit kann man gleich loslegen. Anbei ein paar Bilder die den Brauvorgang dokumentieren. Bis nächste Woche muss die Würze gären, dann wird in Flaschen abgefüllt. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Das gesamte Set zum Bierbrauen.
Zuerst wird alles ernsthaft gesäubert mit einem scharfen Reinigungsmittel. Man beachte den fachgerechten Einsatz der Schutzbrille. Damit nichts ins Auge spritzt.


Kathryn beim Aufkochen des Malz-Extrakts. Das duftet!
Nach Zugabe der Hopfen-Pellets schäumt es langsam los und spätestens jetzt riecht die ganze Wohnung nach Bier. Hurra!


Nach 30 Minuten sanftem Kochen kommen noch einige Hopfen-Blätter in den Topf. Für genau 1 Minute.
Die ganze Mischung wird nun in den Gärbehälter gekippt und mit Wasser vermischt. Das ergibt insgesamt 5 Gallonen, etwa 19 Liter.


Jetzt werden die Hefe-Pilze dazu gegeben. Die sorgen für die Gärung. Kathryn ist von den Kerlchen sichtlich fasziniert.
Letztlich wird der Behälter luftdicht verschlossen und mit einem Airlock versehen, damit das Kohlendioxid austreten kann aber keine Luft reinkommt. Für eine Woche muss die Würze nun bei relativ niedriger Temperatur gären.



Jetzt heisst es erstmal warten. Nächste Woche, wenn die Gärung abgeschlossen ist, wird der kostbare Saft in die Flaschen gefüllt. Allerdings brauche ich bis dahin 50 leere Flaschen. Hhmmm, also ist wohl erstmal eine Party angesagt, sonst wird das eng. Ausserdem habe ich schon einen ausgefeilten Plan wie ich die Flaschen für die Abfüllung vorbereite. Bin nicht umsonst Experimentalist geworden. Dazu demnächst mehr. Hui Wäller!




Erste Bierkrise und Schnee im Central Park, 23.02.2008

Gestern hat es ordentlich geschneit hier, deshalb sind wir heute nachmittag durch den Central Park gestapft. Wirklich huebsch in weiss. Bilder gibt es hier .

Update in Sachen Eigenbräu: einen Tag lang hat es rege geblubbert im Airlock. Das heisst es wurde fleissig CO2 freigesetzt was auf einen guten Gärprozess und letztendlich auf ordentlich Wumm in der Flasche schliessen lässt. Dann allerdings, Oh Schreck! Kein Blubbern mehr ... Stille im Fermenter. Momentan ist uns nicht klar ob ein Tag Blubbern ausreicht. Ein Anruf beim Brauerei-Versand brachte keine Aufklärung, weil der Mann der sich mit Bier auskennt erst Sonntag wieder im Geschäft ist. Jetzt hilft wohl erstmal nur warten ...




Bierbrauen II: das Abfüllen, 27.02.2008

Nachdem unser Gebräu jetzt etwas mehr als eine Woche vor sich hin gereift ist, haben wir uns entschlossen das Abfüllen vorzunehmen. Wir sind immer noch etwas besorgt, dass der Gärprozess zu früh aufgehört hat, aber im Geschäft sagt man uns 20-30 Stunden seien normal, und es hat etwa einen Tag lang geblubbert, also los geht's! Erstmal wird der Fermenter aufgemacht, wir sind schon gespannt was uns da nach einer Woche aus dem Pott so entgegenkrabbelt. Aber: siehe da, es sieht fast genau so aus wie wir es eingefüllt haben und es riecht verdächtig nach Bier; und es schmeckt auch schon nach Bier allerdings noch sehr bitter. Deshalb wird jetzt auch Rohzucker aufgekocht, der kommt nämlich für die Flaschengärung dazu. Überhaupt wird jetzt erstmal Feuer gemacht, aus Hygienegründen habe ich mich nämlich entschlossen alles heftig zu sterilisieren, und zwar ohne giftige Reinigungsmittel. Also kommen sämtliche Bierflaschen für 'ne halbe Stunde in den Ofen und die Flaschendeckel werden abgekocht.


Die Bierflaschen werden gescheit ausgeheizt,
und die Faschendeckel werden abgekocht.

Dann wird das Bier "umgetopft" vom Fermenter in den Abfüllbottich. Dazu wird der Fermenter auf einen Schemel gestellt und das Bier wird mit einem Siphon angesaugt und läuft dann langsam von alleine in den Abfüllbottich. Dabei wird sinnisch der aufgekochte Rohzucker dazu gegeben. Mir wird ganz feierlich zumute und ich versuche im Hintergrund das Westerwaldlied in Endlosschleife einzuspielen. Hektisch versuche ich die richtige CD zu finden - ohne Erfolg. Ich überlege mir schnell eine CD zu brennen, aber da ist das Bier schon fast durchgelaufen. Klarer Anfängerfehler - von nun an mache ich mir schwerste Vorwürfe, dass die Bierqualität eventuell unter der schlechten Vorbereitung gelitten hat. Aber es muss ja weitergehn ...


Per Siphon wird das Bier angesaugt,
und langsam in den Abfüllbottich umgefüllt.

Jetzt wird der kostbare Saft langsam in die sauberen Bierflaschen eingefüllt. Das geht erstaunlich einfach, weil unserem Homebrew Bierkit ein automatischer Abfüller beiliegt. Der stoppt den Bierfluss automatisch wenn man den Stutzen aus der Flasche zieht, Wunderwerk der Technik. Das dauert nun schon etwas also wechseln wir uns ab und beginnen die fertigen Flaschen zu deckeln. Das Bier sieht in den Flaschen natürlich etwas trüber aus als das Zeug das man kaufen kann, weil es ungefiltert ist.


Nun wird jede Flasche einzeln abgefüllt,
das nimmt etwas Zeit in Anspruch.

Das Verschliessen der Flaschen scheint zunächst ganz einfach zu sein. Die ersten Bierflaschen lassen sich locker Verkapseln. Aber dann ... bei unserer Flaschenleerungsaktion mit Freunden haben wir so einige verschiedene Sorten Bier verköstigt, und dabei festgestellt, dass Löwenbräu und Stella Artois am einfachsten zu reinigen und vom Etikett zu befreien sind. Bei den 40 leeren Flaschen die wir angesammelt haben sind deshalb etwa 10 belgische Stella Bomben dabei. Die sehen ganz normal aus, aber diese Belgier .... der Flaschenhals verbreitert sich bei diesen Flaschen direkt unterhalb des Deckels und das sorgt dafür, dass unser Werkzeug nicht um den Flaschenhals geschlossen werden kann, sch...e! oder Merde! wie der Belgier sagen würde. Das machen die bestimmt absichtlich, den Belgiern kann man nicht trauen, da kommt schliesslich auch Dr. Evil her und Belgien grenzt an die Niederlande.


Die Stella Flaschen lassen sich nur mit Mühe schliessen,
aber rohe Gewalt ist schliesslich immer eine Option.

Die einzige Lösung ist den Apparat mit Gewalt um die Flaschen zu zwingen wobei jedes Mal die Plastikklammern mit lautem Knall nachgeben und ausrasten. Die Flaschen sind danach aber sauber verkapselt, ich frage mich nur, ob das Ding das aushält. Uns bleibt allerdings gar nichts anderes übrig, denn das restliche Bier wegkippen wäre eine Todsünde. Also verschliessen wir mühselig sämtliche Flaschen, und die Maschine scheint es überstanden zu haben. Aber von nun an kommt kein Stella Artois mehr ins Haus! Das Ergbenis kann sich sehen lassen: 40 hübsch versiegelte Fläschlein die nun für eine weitere Woche in der reifen müssen bevor die dann nochmal für drei Wochen in den Kühlschrank kommen. In etwa einem Monat kann man das Selbstgebraute dann geniessen. Wir überlegen uns in der Zwischenzeit noch eine Ladung Altbier zu kochen, aber dafür brauchen wir erstmal wieder leere Flaschen ...


Endergebnis.





Bierbrauen III: das Ergebnis, 06.04.2008

Nach vier langen Wochen war es endlich so weit: wir haben das erste selbstgebraute Bier probiert. Und das Ergebnis ist fantastisch! Gleich unser erster Brauversuch ist ein voller Erfolg; das Bier schäumt angenehm, schmeckt hervorragend, und hat einen guten Abgang. Es schmeckt sehr frisch, fast wie ein Weizenbier. Natürlich wollen alle unsere Freunde eine Geschmacksprobe machen und wir sind versucht gleich noch eine Ladung anzusetzen. Allerdings könnte uns da das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, weil in NY nämlich schon frühlingshafte Temperaturen herrschen und wir keinen kühlen Raum für die Lagerung haben. Wahrscheinlich werden wir uns als nächstes an ein Altbier wagen. Prost!


Lohn der Mühe: ein kühles Bier.




Zuletzt geändert am 12.10.2008 H. Kreckel                               Besucherzahl